19. Wie die Liebe in die Welt kam

Von Sinn der Reproduktion zum Gefühl tiefer Verbundenheit

Ist die Liebe die wunderbarste Sache der Welt oder bloß eine hormonelle Entgleisung? Ist sie tatsächlich so kompliziert? Geht es lediglich um Reproduktion und Genetik? Unterschiedliche Fachgebiete der Wissenschaft geben unterschiedliche Antworten auf diese Fragen. Fakt ist: Liebe erfüllt uns Menschen mit dem höchsten Glück und macht uns zeitglich verletzlich – wir genießen sie, suchen nach ihr, leiden darunter, wenn sie uns entzogen wird. Und sie bietet uns Vorlage für unzählige Bücher, Filme, Theaterstücke, Tragödien, Komödien in der Weltliteratur. Niemand kann sich ihr tatsächlich entziehen.

Liebe und Evolution

Am Anfang war der Sex – es ging um Vermehrung und Reproduktion der Art. Im Laufe der Evolution entwickelte sich eine intensive Pflege um den Nachwuchs und es entstand eine Bindung zwischen Mutter und Nachkommenschaft. Mit der Mutter – Kind Bindung kam die Liebe in die Welt.
Im Lauf der Geschichte stellte der Urzeit-Mensch fest, dass die Nachkommenschaft erfolgreicher aufgezogen werden kann, wenn beide Elternteile sich beteiligen. Vor etwa drei Millionen Jahren entwickelte sich die monogame Bindung zwischen Mann und Frau – in dieser Zeit entstand die „Kernfamilie“. Zum einen hatte der Mann die Sicherheit, dass die Nachkommenschaft aus seinen Spermien hervorgekommen ist, was die Treue der Frau aufgrund der festen Bindung gewährleisten würde, zum anderen hatte die Frau Schutz und Fürsorge des Mannes und band diesen durch Sex und Nahrung an sich. Dies hatte auch zur Folge, dass sich die Partner abstimmen müssen, ihr Verhalten synchronisieren und in der Lage sind, Konflikte zu lösen (vgl. Engeln, 2009, S. 54 ff.).
Laut der evolutionären Psychologie, hat die Natur mit der Erfindung der romantischen Liebe tief in die Trickkiste gegriffen, um das Überleben der Spezies Mensch zu sichern. Als das menschliche Gehirn im Laufe der Entwicklungsgeschichte immer größer wurde, war der Nachwuchs immer länger auf die Pflege der Eltern angewiesen. Liebe und die Paarbeziehung sind praktische Einrichtungen der Evolution, damit Eltern den Nachwuchs durch längere Obhut das Überleben ermöglichen. Evolutionär betrachtet ist Paarbindung ein sinnvolles Arrangement um Gene weiterzugeben und für die Erhaltung der Art zu sorgen.
So „trocken“ die biologische Sichtweise auch sein mag: Jede und jeder von uns kennt das prickelnde Gefühl der Verliebtheit und die tief empfundene Wärme, wenn wir den geliebten Menschen umarmen. Die Evolution hat uns zum einstigen Nutzen der Reproduktion das Geschenk der tief empfundenen Gefühle hinaufgepackt.

Im nächsten Blog-Artikel geht es um nochmals um die Biologie der Liebe. Du erfährst, wie Hormone unseren Liebescocktail zusammenmixen.

Literaturverzeichnis
Engeln, H. (08 2009). Wie die Liebe in die Welt kam. GEO kompat: Liebe und Sex.