06. Apokalyptischer Reiter Nr. 1: Kritik

Apokalyptischer Reiter Nr. 1: Kritik Ursprünglich kommt das Wort „Kritik“ aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „Die Kunst der Beurteilung“. Bei einem Beziehungsstreit wird allerdings leider oftmals daraus die Kunst der VERurteilung. Differenzen mit der Partnerin/dem Partner kommen in jeder Beziehung vor. Es ist in Beziehungen natürlich wichtig, dem Gegenüber seine Bedürfnisse oder seinen Ärger zu äußern. Der US-amerikanische Beziehungsforscher John Gottman sieht aber in der Form der Äußerung einen wesentlichen Unterschied: wird das Anliegen als Beschwerde oder als Kritik vorgebracht? Was ist nun der kleine aber feine Unterschied zwischen Kritik und Beschwerde? Ein Beispiel: 🤬 Kritik: „Immer muss ich dich daran erinnern den Geschirrspüler auszuräumen. Nie denkst du mit. Ständig ist dir alles andere wichtiger, du bist so hirnlos!“ Typisch für Kritik sind Verallgemeinerungen wie „immer, nie, ständig…“. Schuldzuweisungen wie „alles andere ist dir wichtiger“ führen dazu, dass sich das kritisierte Gegenüber in eine Abwehrhaltung bringt und sich rechtfertigt. Zudem werden Angriffe auf die Persönlichkeit ausgeführt durch „du bist so hirnlos“. Durch Verallgemeinerungen, Schuldzuweisungen und Angriffe auf die Charakter- und Persönlichkeitseigenschaften der Partnerin/des Partners wird es schwieriger, einen konstruktiven Umgang zur Problemlösung zu finden. Beide Parteien begeben sich in diesem Fall in eine Angriffsposition. Hier nun ein Beispiel für eine konstruktive Beschwerde: 🗣 Beschwerde: „Du hattest mir versprochen den Geschirrspüler auszuräumen. Es ärgert mich sehr, dass du es schon wieder vergessen hast.“ Eine Beschwerde bezieht sich auf ein aktuelles Ereignis und keine pauschale Verurteilung des Gegenübers. Sie beschreibt, was das konkrete Problem ist und die Person bleibt bei den eigenen Gefühlen, die das Problem bei ihr ausgelöst hat. Bedürfnisse werden konkret an- und ausgesprochen ohne die Persönlichkeit des anderen dabei abzuwerten. Beginnt das Gespräch negativ und anklagend, sitzt der apokalyptische Reiter der Kritik bereits im Sattel. Besser ist es, das Gespräch ruhig aber klar in der Botschaft zu führen und dem Gegenüber deutlich zu machen, dass sein Handeln oder nicht-Handeln eine Auswirkung auf den Frieden in der Beziehung hat. So können Unstimmigkeiten als lösbare Probleme angegangen und sogar ausgeräumt werden. In unseren nächsten Postings erfährst du, wie sich der Reiter Nr. 2 „Verachtung“ auswirkt und wie er vermieden werden kann. Liebe Grüße, Andrea & Bernhard